PaintCam
Paintcam soll auf eine Reichweite von 15 Metern unerwünschte Eindringlinge mit Farbe markieren.
PaintCam

Ein slowenisches Start-up hat auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter ein Projekt zur Finanzierung einer neuartigen Sicherheitskamera vorgestellt, die "Eve Paintcam" genannt wird. So weit, so harmlos – sofern man das von einer Überwachungskamera behaupten kann. Das System soll Räumlichkeiten aber nicht nur überwachen, sondern sie auch aktiv "verteidigen" können: indem sie Paintballgeschosse auf Eindringlinge abfeuert. "Für präventive und aktive Sicherheit", wie es in der Beschreibung heißt.

Die Kamera verfügt zunächst über Mechanismen, die es ihr ermöglichen, sich zu drehen und zu neigen, wodurch je nach Positionierung ein mehr oder weniger vollständiger 360-Grad-Überwachungsbereich abgedeckt werden kann. Auch verspricht der Erfinder sie für den Einsatz bei Tag und Nacht konzipiert zu haben, weil sich das System automatisch an unterschiedliche Lichtverhältnisse anpassen kann.

Introducing PaintCam EVE
PaintCam

Ausgerüstet ist das System ferner mit einem Magazin, das mehrere Paintballs fasst. Diese sollen einfach nachfüllbar sein und werden durch eine CO2-Patrone abgefeuert, wenn die Kamera eine Bedrohung identifiziert. Um die Genauigkeit der abgefeuerten Kugeln zu erhöhen, ist die Kamera mit einem integrierten Laser und einer fortschrittlichen Zielerfassungssoftware ausgestattet. Die Erkennungsreichweite der Kamera beträgt 30 Meter, die Schussreichweite ist nach Angaben des Erfinders auf 15 Meter begrenzt.

Mehr Präzision gegen Aufpreis

Kein Scherz: Wer Fehlidentifikationen verringern und somit den Beschuss von Haustieren, bekannten Personen oder im schlimmsten Fall sich selbst vermeiden will, muss zu höherpreisigen Versionen greifen, die zusätzlich Tier- und Gesichtserkennungstechnologien anbieten. In diesem Zusammenhang darf natürlich das heutzutage vielstrapazierte Schlagwort "Künstliche Intelligenz" nicht fehlen: Sie unterstützt bei der Erkennung zwischen Freund und Feind – was kann da noch schiefgehen.

Zur Steuerung und Überwachung der Kamera dient eine spezielle App, die es dem Benutzer ermöglicht, individuelle Einstellungen vorzunehmen. Benutzerinnen und Benutzern wird dabei versprochen, den überwachten Bereich in Echtzeit betrachten und die Kamera aus der Ferne steuern zu können.

Über die App können zwei unterschiedliche Überwachungszonen eingerichtet werden: eine weitere Zone für akustische Warnungen und eine nähere, kritischere Zone, in der auf erkannte Bedrohungen mit dem Abfeuern von Paintballs reagiert wird – außer der Alarm wird vorher manuell deaktiviert. Apropos Abfeuern: Laut Website des Herstellers ist in Zukunft auch vorgesehen, Tränengas mit der Paintcam auf Eindringlinge verschießen zu können, nähere Angaben dazu werden allerdings keine gemacht.

Laufende Kosten inklusive Abo-Modell

Angeboten wird die Kamera in verschiedenen Ausführungen: Die Basisversion ohne Tier- und Gesichtserkennung kostet 1190 Euro, das Modell mit Tiererkennung beginnt bei 1390 Euro, und die Version mit zusätzlicher Gesichtserkennung wird für 1790 Euro angeboten. Für den laufenden Betrieb muss man freilich mit weiteren Kosten rechnen: Dazu zählen nicht nur 35 Euro je 100 Schuss, sondern auch (möglicherweise proprietäre) CO2-Kartuschen für 15 Euro je Stück und bis zu 140 Euro pro Jahr für das Software-Abo des Systems inklusive Updates. Geplant ist die Auslieferung der ersten Kameras derzeit für Ende Januar 2025.

Die ängstlichen Postbeamten und Zusteller unter uns können bis zu einem gewissen Grad allerdings beruhigt werden. Zwar gibt es jetzt schon grünes Licht via Kickstarter, weil das ursprüngliche und recht niedrig angesetzte Ziel von 12.000 Euro bei weitem von der Kampagne übertroffen worden ist. Zum Zeitpunkt des Verfassens fand diese Idee aber weltweit nicht mehr als 63 Unterstützer, womit eine Konfrontation mit diesem System sehr unwahrscheinlich sein dürfte. Und auch das offizielle Video auf Kickstarter hinterlässt den Eindruck, als ob die Erfinder selbst noch nicht einschätzen können, wie ernst sie ihre Idee nehmen sollen. (red, 29.4.2024)