Politologe und ORF-Analyst Peter Filzmaier war Sonntagabend direkt am Ort des Geschehens und in der ZiB 2 aus Innsbruck zugeschaltet. Von dort aus kommentierte er gewohnt wortgewaltig den Wahlsieg von Johannes Anzengruber, der ja die Stichwahl gegen dem amtierenden Bürgermeister Georg Willi für sich entscheiden konnte. "Die Deutlichkeit ist überraschend", sagt Filzmaier, Willi sei die "Geister, die er selbst gerufen hat, nicht mehr losgeworden". Und Anzengruber sei es offensichtlich gelungen, Wählerinnen und Wähler anzusprechen, die im ersten Durchgang für den FPÖ-Kandidaten Markus Lassenberger oder ÖVP-Mann Florian Turksy gestimmt hätten.

Peter Filzmaier war nach der Stichwahl in Innsbruck zu Gast bei Margit Laufer in der
Peter Filzmaier war nach der Stichwahl in Innsbruck zu Gast bei Margit Laufer in der "ZiB 2".
Screenshot: ORF-TVthek

Für die Stadtpolitik in Innsbruck mache dieser Personenwechsel im Bürgermeisteramt weniger Unterschied, Anzengruber und Willi hätten sich selbst schwergetan, die Unterschiede zwischen ihnen herauszuarbeiten. Anzengrubers Liste "Jetzt Innsbruck" und Willi mit den Grünen haben vier von sieben Sitzen im Stadtsenat, "also sowieso schon zu zweit eine Mehrheit". Und mit dem schlechten Abschneiden von ÖVP-Kandidat Tursky habe die ÖVP ein "Fallbeispiel, was ihr passieren kann, sobald es eine andere bürgerliche Liste gibt". Und Tursky hätten in Innsbruck namentlich gar nicht alle gekannt.

Mögliches "Aus die Maus" für die Grünen

Die Grünen verlieren jetzt den ersten Bürgermeisterposten in einer Landeshauptstadt, wie wird sich das weiter auswirken, fragt ZiB 2-Moderatorin Margit Laufer. Hier attestiert Filzmaier "einen politischen Machtverlust", den die Grünen schon mehrere Jahre erleben, "wer weiß, ob die Grünen nach der Nationalratswahl und nach der Vorarlberger Landtagswahl auch dort weiter in Regierungen sind". Weitere Aussichten drückt er recht drastisch aus: "Die Grünen können hinsichtlich einer Regierungsbeteiligung befürchten, dass es 'Aus die Maus' heißt."

Mit generalisierenden Schlussfolgerungen aus der Wahl in Innsbruck auf weitere Wahlen und den Trend müsse man "sehr vorsichtig sein", sagt Filzmaier, um dann doch etwa diesen Trend festzustellen: Die FPÖ könne sich nicht einfach zurücklehnen und "auf alles schimpfen, was sich nicht bei drei auf die Bäume bewegt". Die SPÖ brauche weitere Zugewinne. Und die Neos könnten sich nach dem schlechten Abschneiden in Innsbruck auch nicht auf die Stimmung gegen die Regierung verlassen. (Astrid Ebenführer, 29.4.2024)