Familie Fellner hat wieder einmal ganz oben in ihrer Mediengruppe umgebaut, die schon seit Jahreswechsel, jedenfalls laut Firmenbuch, größtenteils einer Mitarbeiterin von Helmuth Fellners Beratungsfirma gehört. Nun wurde eine dem Familienstamm Helmuth Fellners zuzurechnende Beteiligungsgesellschaft in eine zentrale Medienholding verschmolzen. Und mit ihr ansehnlicher Immobilienbesitz, darunter wesentliche Teile des Hauses Naglergasse 2 am Ende des Wiener Grabens, Grundstücke am Attersee sowie eine Beteiligung an einem Golfplatz in der Tschechischen Republik.

Kehrt als Radio-Marke der Fellners zurück: Das bundesweite Radio Austria wird mit Mai zu Radio Oe24.
Kehrt als Radiomarke der Fellners zurück: Das bundesweite Radio Austria wird mit Mai zu Radio Oe24.
Harald Fidler

Verkaufsstopp

Zugleich hat die Mediengruppe nun gegenüber dem Branchenmedium Horizont offiziell gemacht, dass die Fellner-Gruppe den geplanten Verkaufsprozess für das bundesweite Radio Austria gestoppt hat – und über Österreich und Oe24, dass der Sender nun ab Mai Oe24 heiße. DER STANDARD berichtete bereits im März von Überlegungen der Fellners, das Radio doch zu behalten.

Aber: Der erhoffte Verkaufserlös von zehn Millionen Euro für Radio Austria war laut mehreren Quellen, darunter auch solche aus der Mediengruppe Österreich, in den Schuldenschnitt mit Banken von 2022 einkalkuliert. Wenn Radio Austria nicht verkauft wird, müsste das Geld aus anderen Quellen, der Gruppe oder ihren Eigentümern, kommen.

Naglergasse

Die Anteile am Haus in der Naglergasse 2 sind laut Grundbuchauszug im Verschmelzungsvertrag vom 26. März 2024 mit bis 25 Millionen Euro Pfandrecht der Dornbirner Sparkasse belastet. Verschmolzen wurde da die Na2 Beteiligung GmbH mit ihrem Immobilienbesitz in die Fellner Medien Holding GmbH, die bereits seit einigen Monaten zu 100 Prozent der Na2 gehörte. Die Tochter Fellner Medien Holding nahm mit der Verschmelzung den Namen der Mutter an und heißt nun Na2 Beteiligung GmbH. Zwei Anteile an der Naglergasse (Büro/Wohnung) gehören einer Tochter der Donau Versicherung (Vienna Insurance Group).

Im Herbst 2022 kommunizierte die Mediengruppe Österreich nach der Vereinbarung eines Schuldenschnitts mit Banken und massiven Sanierungseingriffen – Sonntagsausgabe und Druckerei eingestellt, Personal reduziert, Büroflächen deutlich reduziert – einen "Generationenwechsel" von Gründer und Herausgeber Wolfgang Fellner zu dessen Sohn Niki und Alexandra Fellner, Tochter von Wolfgangs Bruder Helmuth Fellner. Niki Fellner hielt damals an der zentralen Fellner Medien Holding rund zwei Drittel der Anteile, Alexandra rund ein Drittel.

Golfplatz, Attersee

Seit Ende 2023 nun gehörte die Fellner Medien Holding der Na2 Beteiligung GmbH und diese zu rund 95 Prozent einer Controllerin und langjährigen beruflichen Wegbegleiterin Helmuth Fellners in dessen Beratungsfirma HF Beratungs GmbH & Co KG, Ursula Reithofer. Die übrigen Anteile halten Alexandra Fellner und ihr Bruder Maximilian. Der Familienzweig von Wolfgang Fellner kommt damit in diesem (Groß-)Teil des verzweigten Firmengeflechts nicht erkennbar vor. Niki und Alexandra Fellner sind nun aber in der Na2 Geschäftsführer wie vor der Verschmelzung, als diese noch Fellner Medien Holding hieß.

Im Verschmelzungsvertrag Richtung Fellner Medien Holding (nun Na2 genannt) finden sich neben der Naglergasse 2 noch weitere Immobilien, auf die laut Grundbuchauszügen im Vertrag Helmuth Fellner selbst, die bisherige Na2 Beteiligung GmbH oder andere Immobilienfirmen Eigentumsrechte eingetragen sind – Grundstücke vor allem in Schörfling am Attersee in Oberösterreich. Mit übertragen wurde zudem eine Beteiligung, gut ein Sechstel der Anteile, am Golf Resort Lipno in der Tschechischen Republik.

Mondsee, Döbling

Bereits im Zuge der Verhandlungen über den Schuldenschnitt 2022 hat Wolfgang Fellner eine Villa am Mondsee um, laut Kaufvertrag im Grundbuch, 10,5 Millionen Euro verkauft. Um Weihnachten 2023 wurde auf Willhaben.at und auf der Website eines Immobilienmaklers Fellners Wiener Villa zum Verkauf angeboten; Fellner kommentierte das nach Erscheinen des STANDARD-Berichts darüber als "Schnee von gestern", die Immobilie stehe nicht zum Verkauf, das Inserat verschwand rasch wieder. Sie steht laut Grundbuch, Stand Donnerstag, weiterhin in seinem Besitz.

DER STANDARD bat Helmuth Fellner Donnerstagfrüh um Stellungnahme und Erklärung der Verschmelzung der Na2 Beteiligungs GmbH in die Fellner Medien Holding GmbH, Niki Fellner auch um Stellungnahme zum Verkaufsstopp für Radio Austria.

Eine der Fragen an Niki Fellner galt den weiteren regionalen Radios der Fellners, Antenne Salzburg und Tirol. Sind diese ebenfalls vom Verkaufsstopp betroffen oder stehen diese noch zum Verkauf, angeboten wurden sie ja im Vorjahr? Diese Radios sind laut Firmenbuch organisatorisch von Radio Austria getrennt geführt und gehören der – unter anderem von Niki Fellner gestifteten – Alpha Zehn Medien Privatstiftung. Dort sitzt Fellners Mitarbeiterin, wie in anderen Familienstiftungen, im Vorstand.

"Zu privaten Beteiligungen und Finanzierungsfragen äußern wir uns nicht", erklärt Niki Fellner. Radio Austria nicht zu verkaufen liege an der "guten wirtschaftlichen Performance des Radiobereichs und insbesondere auch der langfristigen 360-Grad-Strategie" der Gruppe. Die Radiobeteiligungen würden ausgebaut: "Neben Oe24 Radio, Antenne Salzburg und Tirol sowie Antenne Österreich werden wir in den nächsten Monaten im Digitalbereich und auf DAB+ mit neuen Channels starten."

Schon gehört

Im anderen, größeren Firmengeflecht der Fellner-Mediengruppe liegt die Radio Austria GmbH, sie gehört mittelbar auch der Na2 GmbH. Schon ab Mai, kommunizierte die Fellner-Gruppe, heißt das bundesweite Radio nun wie die Gratiszeitungsmarke und das Onlineportal und der TV-Kanal der Fellners Oe24. In Wien könnte das dem einen oder der anderen irgendwie bekannt vorkommen: Hier hieß der regionale Fellner-Radiosender nach Antenne Wien auch schon Oe24, bis daraus 2019 Radio Austria wurde.

"Das Rebranding zu Oe24 Radio ist ein logischer Schritt in unserer Ein-Marken-Strategie, bei der Oe24 künftig die zentrale Marke all unserer Medien sein wird – Online, TV, Print und Radio", erklärt Niki Fellner.

Radio Austria vor Gericht

Am Handelsgericht Wien läuft unterdessen eine Klage gegen die Radio Austria GmbH. Für die bundesweite Lizenz verwendete die Fellner-Gruppe einen Teil der Lizenzen von Lounge FM. Der Sender klagte wie berichtet Radio Austria auf einen einstelligen Millionenbetrag, weil die Fellner-Gruppe sich weigere, einen laut Lounge FM pauschal vereinbarten Kaufpreis vollständig zu bezahlen. Die Fellner-Gruppe argumentiert wie berichtet, sie habe nur einen Teil der Lizenzen tatsächlich eingesetzt; Lounge hat eine von den Fellners nicht verwendete Lizenz nach längerer Wartezeit schließlich an 88.6 verkauft. (Harald Fidler, 25.4.2024)