Weibliches Debüt Musikmesse Hofmusikkapelle
Johanna Doderer, heimische Meisterkomponistin nicht nur im Opernfach: Ihre "Friedensmesse" lebt von chorstarken Ensembles.
Lukas Beck

Seit mehr als 500 Jahren huldigt die Wiener Hofmusikkapelle dem Allmächtigen mit klangschönen Gottesdiensten – Musik aus Frauenhand kam im Rahmen dieser (noch heute lateinischen) Messen aber bisher nie zum Zug. Dafür musste erst das Jahr 2024 ins Land ziehen: Am Sonntag ist Johanna Doderers Friedensmesse aus der Taufe gehoben worden – und das durchaus erfolgreich, nämlich mit dem Beifall eines gemischten Publikums aus religiös gestimmten Gemütern, Musikfans und touristischen Gästen in der Hofburgkapelle.

Im Auftrag des wohl dienstältesten Wiener Ensembles hat Doderer das Ordinarium (also die unveränderlichen Textteile der lateinischen Messe) in neue Klänge gehüllt. Dass sich ihr Gotteslob auf tonalen Bahnen bewegen würde, war im Lichte ihres bisherigen Schaffens keine Überraschung. Erstaunlich jedoch, dass die gefragte Opernkomponistin auf ariose Gestaltung weitgehend verzichtet: Statt Solostimmen ins Zentrum zu rücken, setzt sie eher auf chorstarke, orchestermächtige Ensembles.

Die Verbindung hymnischer Melodielinien und drängender Streicher-Ostinati verleiht ihrer Messe etwas Filmmusikalisches, aber auch die (wohl erwünschte) Eingängigkeit. Das beginnt schon bei einem erbaulichen Kyrie, das von Streichertriolen befeuert wird, und setzt sich in einem paukendurchpulsten Credo mit einem Touch von Bruckner fort. Glanzpunkt: ein Benedictus, das sich aus einem subtilen Dissonanz-Schleier freizukämpfen scheint. Glänzend auch die Orchestermitglieder sowie der Herrenchor der Wiener Staatsoper unter Johannes Ebenbauer, Wolfgang Kogert mit keck-polytonalen Zwischenspielen an der Orgel und die klangschönen Wiener Sängerknaben. (Christoph Irrgeher, 29.4.2024)