Köche und Köchinnen hantieren mit Pfannen auf einem Gasherd
Die Küche bleibt wohl auf Dauer ein Ort, an dem Roboter Köche und Köchinnen zwar vermehrt unterstützen werden, aber niemals ersetzen können.
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Roboter sind in vielen Branchen auf dem Vormarsch. Dass digitale Helfer dereinst auch im Tourismus in der ersten Reihe stehen werden, glauben indes viele Hoteliers, die DER STANDARD beim derzeit stattfindenden Branchentreff der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) in Graz befragt hat, nicht. Grundtenor: Urlaubsgäste oder Geschäftsreisende wollten mit Menschen, nicht mit Maschinen zu tun haben.

In Japan freilich ist das in Teilbereichen schon anders. Ob beim Check-in oder Check-out, beim Reinigen der Zimmer oder Servieren von Speisen und Getränken: Es kommen immer öfters Roboter ganz oder die menschliche Arbeitskraft unterstützend zum Einsatz.

Digitale Unterstützung

Japan ist ein "altes" Land, dessen Bevölkerungszahl schrumpft, weil man sich jahrzehntelang in einem gesellschaftlichen Konsens gegenüber Zuwanderung abgeschottet hat. Dass in Österreich japanische Zustände drohen könnten, glauben aber selbst Pessimisten unter den Beobachtern am heimischen Arbeitsmarkt nicht.

Während digitale Unterstützung beim Verkauf von Zimmern längt Praxis ist und auch im Marketing gerne darauf zurückgegriffen wird, bleiben andere Bereiche tabu. Dazu gehören nicht zuletzt aus Praktikabilitätsgründen Küche und Service, Letzteres durchaus breit gefasst von der Kellnerin über den Masseur bis hin zur Kosmetikberaterin im Wellnessbereich.

Demografie ist unerbittlich

Dennoch lassen sich viele Stellen im Tourismus, und nicht nur dort, immer schwerer besetzen. Worauf Demografen seit 20 Jahren hinweisen, tritt nun genauso ein: Die Babyboomer-Generation der Sechzigerjahre geht in Pension; stattdessen kommen geburtenschwache Jahrgänge auf den Arbeitsmarkt mit der Folge, dass Öffnungszeiten immer öfters eingeschränkt oder bisher gewohnte Leistungen wie warmes Essen zu Mittag und Abend nicht mehr geboten werden können.

Einmal mehr plädierte ÖHV-Präsident Walter Veit im Kreis der knapp 600 aus ganz Österreich angereisten Kongressbesucher für Erleichterungen bei Arbeitsbewilligungen für ausländische Arbeitskräfte. Die Transformation, die im Gange sei, sei "viel größer, als wir auf den ersten Blick erkennen," sagte Veit.

Volkswirtschaftlicher Schaden

In einer Studie, die das Wirtschaftsforschungsinstitut Eco Austria im Auftrag der ÖHV durchgeführt hat, wurden erstmals die volkswirtschaftlichen Kosten berechnet, die sich aus dem Nicht-besetzen -Können von Stellen ergeben, die Hotelbetriebe zuletzt als offen gemeldet haben. Dabei geht es offiziell um eine Zahl von 9.000. Diese hat das Arbeitsmarktservice (AMS) Stand Februar ausgewiesen. Die tatsächliche Zahl dürfte beim Doppelten liegen, weil viele Betriebe ihren Bedarf beim AMS gar nicht mehr melden – wegen Aussichtslosigkeit, passendes Personal vermittelt zu bekommen.

Eco Austria kommt in seinen Berechnungen des Effekts, dass offene Stellen im heimischen Tourismus nicht besetzt werden können, auf einen durchschnittlichen Umsatzrückgang von 7,4 Prozent. "Inklusive direkter und indirekter Effekte beläuft sich das auf einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 1,2 Milliarden Euro pro Jahr und den Verlust von 9.500 Vollzeitarbeitsplätzen," sagte Institutsleiterin Monika Köppl-Turyna

Umfrage

Das zur Berechnung herangezogene Datenmaterial bezieht sich auf eine Umfrage der ÖHV, die sie im Februar unter ihren Mitgliedsbetrieben durchgeführt hat. Etwa 350 hätten geantwortet. Mit 62 Prozent ist demnach der Bedarf an Arbeitskräften im Bereich Service am höchsten. Bei dieser Fragestellung waren Mehrfachantworten möglich. Rezeption und Küche nannten jeweils 55 Prozent als drängendes Problem, gefolgt vom Bereich Etage (knapp 40 Prozent). Knapp 30 Prozent gaben an, dass sie durch fehlende Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zwischen fünf und zehn Prozent weniger Umsatz machen, als möglich wäre.

Beheben oder zumindest lindern lasse sich der Mitarbeitermangel durch einen Mix an Maßnahmen, meint Köppl-Turyna. Dazu gehöre die Stärkung des Ganzjahrestourismus ebenso wie die Senkung der Einkommenssteuer bzw. der Lohnnebenkosten, was Arbeiten im Tourismus attraktiver mache. Und: Für die Betreuung der Kinder müsse auch in den Randzeiten gesorgt werden. (Günther Strobl, 15.4.2024)