Eine junge Frau liegt mit geschlossenen Augen entspannt in einem Bürostuhl
Ist schon Zurücklehnen angesagt, oder gibt es noch ein paar Gräben zwischen Sagen und Tun zu schließen?
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Auf eine Bewerbung mehr als nur ein automatisiertes Reply zu bekommen wird von suchenden Arbeitgebern als mittlerweile "selbstverständlich" angegeben. Das stimmt nur leider nicht. Oft kommt ein paar Wochen später dann nur: "Wir haben eine Person mit noch besserer Qualifikation gefunden." Und schmeck’s.

Eine weitere Mystifikation ist, dass Arbeitgeber mittlerweile mehr auf den "Hunger und die Motivation, das Potenzial" schauen als auf den Stapel der Abschlüsse. Dass die Wirklichkeit dazu im Widerspruch steht, zeigt sich nicht nur bei den Stellenausschreibungen und den angebotenen Traineeships, sondern, wenn der enge Flaschenhals der verlangten Graduierungen dennoch passiert wurde, am weiteren Verlauf der – von Unternehmensseite meistens automatisierten – Kommunikation.

Nicht überall

Es wird also weiter sorgfältig aussortiert, die Stapel werden in den Recruitingabteilungen nur eben automatisierter gemacht. Die Welten von Schein und Sein, von Versprechen und Liefern, sind einander durch den Einsatz digitaler Werkzeuge oftmals noch nicht näher gekommen. Das ist schlecht für den gesamten Ruf der Arbeitgeberwelt, vor allem, weil es dort ja auch welche gibt, die es anders machen. Selbstbild und Fremdbild klaffen jedenfalls noch auseinander, was auch zwei Umfragen zeigen, mit denen wir in dieser Woche beglückt wurden.

Einerseits hat das Jobportal Karriere.at zwecks Bewerbung eines eigenen Bewerbungstools eine Umfrage unter 1000 Erwerbstätigen gemacht, und es zeigte sich, dass ein Drittel der willigen Kandidatinnen und Kandidaten den Bewerbungsprozess schon einmal abgebrochen hat, weil er zu sperrig, zu schwierig, zu frustrierend war. Andererseits hat die Plattform Willhaben.at rund 100 Personalverantwortliche befragt, wie gut sie sich selber als Arbeitgeber einschätzen. Die befragten gaben sich sehr gute Noten. 88 Prozent haben demnach ein "angenehmes Arbeitsklima", 77 Prozent "Jobsicherheit", 68 Prozent machen flexible Arbeitszeiten, Homeoffice und Vereinbarkeit von Job und Familie möglich. "Selbstbewusst und von der Qualität überzeugt", heißt es dazu in der Aussendung. Also da passt etwas nicht zusammen. Zum Übel beider Seiten – um "recht haben" geht es dabei gar nicht. (Karin Bauer, 15.4.2024)